01/06/2020 – 05/08/2020
“Wir nehmen uns eine Auszeit.”
So der O-Ton Anfang 2019. Dem voraus ging ein jahrelanges Hin und Her, ein Auf und Ab an Euphorie, Ideen und Bedenken.
Lässt sich das finanziell stämmen, besonders die Zeit danach, ohne Jobs einen ungewissen Neustart hinzulegen? Was ist mit der Oma, dem Eigenheim, die Versicherungen… am Ende setzte sich dann aber doch der Wunsch durch, einmal aus dem Hamsterrad auszusteigen und den sicheren und akzeptierten Weg zu verlassen.
Die Reiseroute stand, alle empfohlenen Impfungen abgehakt, Flieger gebucht. 12 Monate Zeit. Von Südostasien über Japan nach Nordamerika. Unser jahrelanger Traum hatte einen Starttermin, am 01.06.2020 sollte es endlich losgehen… doch dann kam Corona.
Anfang 2020 war Corona noch eine Randnotiz. Medial wie in der eigenen Wahrnehmung kroch das Virus aus China schnell in unseren Alltag.
Statt Reiseberichte über die Zieldestinationen zu recherchieren, informierten wir uns nun im Stundentakt über die zusehends außer Kontrolle geratene politischen Systeme.
Mit dem ersten Lockdown im März 2020 war klar: Auch, wenn wir es uns noch nicht eingestehen wollten, die große Reise ist zu Ende bevor sie überhaupt angefangen hatte.
Die Hoffnung blieb perfider Weise am Leben, weil der Flug bis ein paar Tage vor geplantem Abflug nicht gestrichen wurde und sich die Lage zu den Sommerferien auch international etwas entspannte.

Eine kurze Mail „erlöste“ uns, der Flug wurde gestrichen. Die Campervan Vermietung war zwischenzeitlich insolvent und Singapur als Transitflughafen blieb über Juni/Juli hinaus auf unbestimmte Zeit Für Europäer geschlossen.
“Und nun…?”
Das Zeitfenster für die Auszeit lief.
Der neue Plan, nochmal nach Island, nochmal ins Hochland.

Eine Woche noch Absage der Fluggesellschaft standen wir bei einem Mercedeshändler auf dem Hof und kauften unseren Sprinter. Zu diesem Zeitpunkt noch ein nackter Kasten, aber mit dem fürs Hochland unverzichtbaren 4×4 Antrieb.
Es folgten 6 Wochen Eigenausbau, die Zeit hatten wir ja.
Anfang August wurde uns klar, wir schaffen es nicht mehr nach Island, trotz der Kraftanstrengung, den Wagen in so kurzer Zeit und ohne Vorkenntnisse ausgebaut zu haben.
Ab Mitte September werden bereits die ersten Straßen im Hochland wieder gesperrt sein. Dies war uns bewusst. Und durch die Coronabestimmungen kostete die Fährfahrt nochmals ein Vermögen mehr und das stand für uns in keiner Relation zum möglichen Restzeitfenster im Hochland.
“Und nun…?”
Die ersten Nachrichten zur zweiten Welle machten Anfang August die Runde und es war klar: Die Sommerferien lässt man als Ventil unberührt, aber anschließend fährt das Leben wieder herunter.
Wir mussten jetzt los oder wir verbringen unsere Auszeit zu Hause. Es gäbe sicherlich schlimmeres, wir mögen schließlich unsere Heimat, aber…
…ein Blick auf die Landkarte und es war klar, Skandinavien ist das Ziel. Eigentlich wollten wir uns Nordeuropa für eine spätere Lebensphase aufheben, aber die dünne Besiedlung und die offenen Grenzen machten uns die Entscheidung einfach.
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